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Das Thema der RIDEF 2018 in Schweden
Kommunikation
In der Kommunikation geht es um den Austausch von Ideen und Inhalten.
Kommunikation hat in der Freinet-Pädagogik schon immer eine wichtige Rolle gespielt. Célestin
Freinet hat den traditionellen, ‚mechanischen‘, repressiven Unterricht in Frage gestellt und eine
Pädagogik vorgeschlagen, die die unterschiedlichen Realitäten und sozialen Kontexte seiner
SchülerInnen berücksichtigt. Er wollte eine demokratische und kooperative Pädagogik anregen.
Zur Zeit Freinets war die Schule durch und durch politisch geprägt. Man musste die Schule
umwandeln, um notwendige Veränderungen voranzutreiben, jenseits von Konservativismus und
Kapitalismus, wenn man die Indoktrinierung und Abrichtung für entfremdete Arbeit überwinden
wollte.
Wir leben heute in einer Zeit, die von einem neoliberalen Diskurs geprägt ist. Unter diesem Einfluss
werden Bildungsreformen im Sinne internationaler Kreditagenturen durchgeführt, die die Erziehung
zu einem Werkzeug der Entfremdung von Arbeit und Leben machen wollen.
Weil die PädagogInnen sich dessen bewusst wurden und sich für die Bildung freier und autonomer
Subjekte einsetzten, wurden wir zu engagierten PädagogInnen, die gegen diese verhängnisvolle
Entwicklung ankämpfen, obwohl sie unausweichlich scheint. Die Kommunikation ist grundlegend
für diese Veränderungen und Prozesse. Man kann sich eine echte Emanzipation nicht ohne Dialog,
ohne die Anderen, ohne Kooperation vorstellen. Wir müssen an den Prozessen der Veränderung
beteiligt werden und Verantwortung tragen für persönliche und kooperative Entscheidungen.
Die Kommunikation ist integraler Bestandteil der Pädagogik Freinets, sie ist eine Pädagogik der
Kommunikation, der Arbeit und der freien Meinungsäußerung. So ermöglicht diese Pädagogik den
Kindern, sich frei auszudrücken, in der Klasse/Lerngruppe, in den Institutionen des
gemeinschaftlichen Lebens, in denen sie das Leben, die Sorgen, die Interessen teilen können … Die
Schulzeitung, die Veröffentlichung freier Texte, sowie zahlreiche andere ‚Techniken‘ ermöglichen
es den Kindern, ihren eigenen, ganz persönlichen Ausdruck in verschiedenen Formen zu finden.
Die Klasse von Freinet fing an, Zeitungen mit Texten zu produzieren, die von seinen Schülern
selbst geschrieben wurden, und sie erstellten Bücher, die von ihnen selbst gemacht wurden. Die
Schüler schrieben über den Alltag, über das, was im Dorf passierte, was ihre Mütter und Väter
taten. Dazu benutzten sie eine einfach zu bedienende Druckerpresse und mussten gemeinsam
arbeiten und sich auf die Kommunikation als grundlegenden Wert einlassen. Daher ist das Thema
auf dieser RIDEF 2018: die Kommunikation.
Wir können uns vorstellen, was Freinet und seine KollegInnen mit dem Internet und den
modernen Kommunikationstechniken alles gemacht hätten!
Das ist etwas, was heutzutage in Freinet-Klassen auf der ganzen Welt zu sehen ist: ‚Den Kindern
das Wort geben’ ist ohne jeden Zweifel ein grundlegendes Prinzip dieser Pädagogik.
Die Kommunikation zwischen den SchülerInnen in der Klasse.
Die Kommunikation zwischen den Klassen.
Die Kommunikation zwischen Schule und Gesellschaft, mit unterschiedlichen politischen
und religiösen Überzeugungen.
Die Kommunikation zwischen Staaten und Kontinenten – eine unabhängige
Kommunikation, die zu Solidarität und gegenseitigem Verständnis führt, auch zum
Verständnis unserer
Unterschiede und Ungleichheiten.
Kommunikation und Zusammenarbeit unter PädagogInnen.
Die Kommunikation und Kooperation zwischen LehrerInnen
Die verschiedenen Arten, wie jeder von uns denkt und Freinet-Pädagogik praktiziert, sind
erstaunlich! Wir diskutieren, wir lernen voneinander, wir tauschen uns aus über unsere
unterschiedlichen Kontexte und Erfahrungen, wir verstehen die komplexen Realitäten der Anderen
…
Das ist schon erstaunlich in der eigenen Schule, aber noch erstaunlicher, wenn es sich um
KollegInnen aus anderen Schulen handelt, oder noch besser: um KollegInnen aus der
internationalen Bewegung, wo wir aus vielen Ländern mit Anderen zusammentreffen.
Innerhalb der Freinet-Bewegung ist es sehr wichtig, gegenseitige Besuche in den Klassen zu
organisieren und über Fragen des Unterrichts, der Didaktik, über Prinzipien und Werte und
über die Freinet-Techniken zu diskutieren.
Wir fördern eine Kultur der Zusammenarbeit.
Freinet fragte seine KollegInnen: “Wie habt ihr die vorgeschlagenen
‚Techniken‘ umgesetzt? Welche Probleme habt ihr lösen können, mit welchen praktischen
Schritten?“
Und auf diese Weise erarbeiteten sie gemeinsam diese Pädagogik, indem sie diskutierten und
indem sie die Theorie aus ihrer Praxis heraus entwickelten.
Vielleicht sind eure Probleme auch unsere Probleme … aber wie könnt ihr sie lösen? Wie kann
die Freinet-Pädagogik sie lösen? Wir müssen unsere Erfahrungen teilen, diskutieren, immer
wieder neu gemeinsam nachdenken und reflektieren.
Die Kommunikation und die Kooperation unter den SchülerInnen
Der Klassenrat ist das Zentrum dieser Kooperation und Kommunikation. Es gibt mehrere
Möglichkeiten, wie Kinder lernen können, sich mitzuteilen: in Morgenkreisen und in
Präsentationen.
Aber der Klassenrat ist der Ort, an dem sich das Klassenleben und seine Kultur entfaltet, in dem die
Arbeit in der Gruppe und das gegenseitige Lernen organisiert wird. Freinet-LehrerInnen versuchen,
eine pädagogische Praxis zu entwickeln, die in der sozialen Realität verankert ist, um eine wirkliche
Emanzipation der Kinder zu erreichen.
Wir wollen eine Schule, in der sich jedes Kind frei ausdrücken kann, Verantwortung übernimmt,
mit anderen kooperiert, experimentiert und sich der Welt öffnet.
Die Kommunikation zwischen verschiedenen Klassen
In der Freinet-Pädagogik ist die Klassenkorrespondenz sehr wichtig und motiviert die Kinder, über
ihre Themen, über ihr Leben, über ihre Arbeit in der Schule zu schreiben. Die
Klassenkorrespondenz motiviert sie dann auch, über eine andere Klasse zu lesen, was die
SchülerInnen dort tun, was sie über dies oder das Thema denken, wovon sie träumen….
Dieser Austausch von Briefen, Zeichnungen, Bastelarbeiten und anderen wertvollen Gegenständen