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Célestin Freinet: Die pädagogischen Invarianten

Gespeichert von Wanda Gruenwald am Mo., 13.08.2012 - 16:55

Die Pädagogischen Invarianten

 

1.             Das Kind und der Erwachsene sind von Natur aus gleich.

2.            Größer sein bedeutet nicht zwangsläufig, dass man über den anderen steht.

3.            Das schulische Verhalten eines Kindes ist Ausdruck seines physiologischen, organischen und konstitutionellen Zustandes.

4.            Keiner, weder das Kind noch der Erwachsene, liebt es, autoritär kommandiert zu werden.

5.            Niemand liebt es, sich einzuordnen, denn sich einordnen bedeutet, passiv gehorchen und sich einem von außen erteilten Befehl zu unterwerfen.

6.            Niemand liebt es, zu einer Arbeit gezwungen zu werden, selbst wenn ihm diese Arbeit nicht besonders missfällt. Der Zwang ist es, der lähmt.

7.            Jeder liebt es, sich selbst seine Arbeit auszuwählen, selbst wenn diese Wahl nicht vorteilhaft ist.

8.            Niemand liebt den Leerlauf, die Roboterarbeit, das heißt, Tätigkeiten durchzuführen und sich einem Denken zu unterwerfen, die nach Plänen, an denen man nicht beteiligt war, verlaufen.

9.            Die Arbeit muss von uns eine Motivation erhalten.

10.       Weg mit der Lernschule
10a. Jeder Mensch will erfolgreich sein. Versagen bedeutet Hemmung und Zerstörung des Schwungs und der Begeisterung.
10b. Nicht das Spielen, sondern das Arbeiten ist für das Kind natürlich.

11.         Der normale Weg des Lernens als wesentliche Vorgehensweise der Schule ist keineswegs derjenige der Beobachtung, der Erklärung und der Demonstration, sondern der des tastenden Versuchens, welches eine natürliche und allgemeine Methode ist.

12.        Das Gedächtnis, um das die Schule so viel Aufhebens macht, hat keine Gültigkeit und keinen Wert, wenn es nicht in das tastende Versuchen und den wirklichen Dienst am Leben integriert ist.

13.        Das Aneignen von Kenntnissen geschieht nicht, wie man es manchmal glaubt, durch das Lernen von Regeln und Gesetzen, sondern durch die Erfahrung.

14.        Die Intelligenz ist nicht, wie es die Lernschule lehrt, eine besondere Fähigkeit, die unabhängig von andren lebenswichtigen Eigenschaften des Menschen wie ein geschlossener Kreislauf funktioniert.

15.        Die Schule fördert nur eine abstrakte Form der Intelligenz, die außerhalb der lebendigen Wirklichkeit steht und durch vom Gedächtnis vermittelte Wörter und fixe Ideen agiert.
Das Kind hört nicht gerne eine ex cathedra gegebene Unterrichtslektion.

16.        Das Kind ermüdet nicht, wenn es eine Aufgabe durchführt, die sich auf seiner Lebenslinie befindet und ihm gewissermaßen zweckmäßig erscheint.

17.        Niemand, weder das Kind noch der Erwachsene, liebt die Kontrollen oder Sanktionen, die immer als eine Beeinträchtigung der eigenen Würde angesehen werden, vor allem, wenn dies vor aller Öffentlichkeit geschieht.

18.        Zensuren und Einstufungen sind immer ein Fehler.

19.        Redet so wenig wie möglich

20.       Das Kind liebt nicht die Massenarbeit, bei welcher der Einzelne sich unterwerfen muss. Es liebt die Einzel- und Gruppenarbeit in einer kooperativen Gemeinschaft.

21.        In der Klasse sind Ordnung und Disziplin erforderlich.

22.        Bestrafungen sind immer ein Fehler. Sie sind für alle erniedrigend und führen nie zum gesuchten Ziel. Sie sind höchstens eine Notlösung.

23.       Das neue Leben der Schule setzt schulische Kooperation voraus, das heißt, eine Verwaltung des schulischen Lebens und der Arbeit durch die Teilnehmer, den Lehrer inbegriffen.

24.       Die Überfüllung der Klassen ist immer ein pädagogischer Fehler.

25.       Die augenblickliche Konzeption der großen Schulzentren führt zur Anonymität der Lehrer und Schüler, deshalb ist sie immer ein Fehler und ein Hemmnis.

26.       Die Demokratie von morgen wird durch die Demokratie in der Schule vorbereitet. Ein autoritäres Regime in der Schule kann keine demokratischen Bürger heranbilden.

27.       Man kann nur in Würde erziehen. Respektiert die Kinder so, wie diese ihre Lehrer respektieren sollen, das ist eine der ersten Bedingungen zur Erneuerung der Schule.

28.       Der Widerstand der pädagogischen Reaktion, ein Element der sozialen und politischen Reaktion, ist ebenfalls eine Invariante, mit der wir leider rechnen müssen, ohne dass wir selbst dies vermeiden oder verändern könnten.

29.       Endlich eine Invariante, die all unsere tastenden Versuche rechtfertigt: Es ist das optimistische Vertrauen in das Leben.

 

   
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